Geschäftsmodelle der Zukunft sind nachhaltig. Dazu gehört in einem Unternehmen die Umwelt, die Menschen und der Profit (siehe Abbildung unten). Über Nachhaltigkeit in der Firma muss man schon lange nicht mehr nur ISO Auditoren Rechenschaft ablegen. Sie ist sehr wichtiger Teil der Firmen-Marke. Mitarbeitende, Kunden, Partner, Investoren und andere Interessengruppen werden dadurch angesprochen und angezogen oder eben nicht. Wir haben schon in getrennten Blogbeiträgen nachhaltige und soziale Geschäftsmodelle betrachtet. In diesem Beitrag wollen natürlich wissen, welche Eigenschaften Geschäftsmodelle vom Prinzip her aufweisen müssen, um sowohl ressourcenschonend als auch sozial gerecht zu und zugleich auch profitabel zu sein. Dies ist die Triple Bottom Line: Profit, Planet und People (Menschen). Es sind dies Geschäftsmodelle, welche die Zusammenarbeit innerhalb und ausserhalb der Firma fördern, den Austausch von Gütern, Dienstleisungen und Information fördern und es sind immer Firmen, welche Verantwortung für ihr Handeln übernehmen und entsprechendes Verhalten auch fördern. Wir werden ausserdem Beispiele einiger Firmen anschauen, welche diesen Weg vorleben.

Triple Bottom Line

Inhaltsverzeichnis

Wann ist die Zeit für Geschäftsmodellinnovation?

Nachhaltigkeit kann grundsätzlich an vielen verschiedenen Punkten im Unternehmen ansetzen. In der Reihenfolge der Optimierung können sich etablierte Unternehmen gut an der allgemeinen Abfolge von Innovation in der Abbildung unten orientieren: Zuerst stehen häufig nachhaltige oder soziale Produkte und Dienstleistungen im Zentrum der Anstrengungen, da diese von Kunden besonders wahrgenommen werden und meist wichtigster Teil der Value Proposition sind. Danach kann der Fokus auf Prozesse zur Erstellung und Konsum oder Nutzung gelenkt werden. Wichtig ist hier besonders, dass nicht nur die Auswirkungen innerhalb der Firma (Primäre Funktionen zur Herstellung von Gütern und Dienstleistungen sowie Unterstützungsfunktionen) betrachtet werden, sondern besonders auch ausserhalb der Firma und während des gesamten Lebenszyklus des Produkts beim Kunden.

Je umfassender man Nachhaltigkeit im Unternehmen lebt, desto grösser sind auch die Auswirkungen auf den Betrieb des Unternehmens. Besonders bei neuen Unternehmen oder wenn ohnehin neue Prozesse oder Geschäftsmodelle implementiert werden, sollen alle drei Aspekte der Tripple Bottom Line berücksichtigt werden. Damit spart man sich später viel Aufwand.

Typische Abfolge von Innovation (Quelle: E. Fleisch, Vorlesung Digital Business Models, ETH Zürich)

Geschäftmodelle der Zukunft: Die wichtigen Eigenschaften

Welche Eigenschaften müssen nun zukunftsfähige Geschäftsmodelle aufweisen? Für mich gibt es 3 Pfeiler, welche nachhaltige Geschäftsmodelle ausmachen:

Zusammenarbeit zwischen Stakeholdern und ausserhalb der Firma. Zusammenarbeit ermöglicht grundsätzlich bessere und passendere Lösungen. Das wirkt sich auf alle drei Bereiche der Tripple Bottom Line aus. Sie kann in ganz verschiedenen Formen geschehen: mit Kunden bei der Planung oder Umsetzung von Leistungen. Es können auch Open Business Models sein, welche Parteien ausserhalb der eigenen Firma einbeziehen um Probleme zu lösen (Outside-In) oder um eigene (ungenutzte) Ressourcen in einem anderen Kontext ausserhalb der eigenen Firma anzubieten (Inside-Out). Beispiele sind Fujifilms IP-Nutzung in Kosmetikbranche; Procter & Gamble oder Microsofts Open Innovation Kultur (Alex Osterwalder, Pigneur, Etiemble, & Smith, 2020; Alexander Osterwalder & Pigneur, 2010)

Teilen von Gütern, Dienstleistungen oder Information: Bei Nachhaltigkeit geht es oft um Effizienz bei der Nutzung von Ressourcen. Dies erreicht man unter anderem durch gemeinsame Nutzung von Leistungen. In der Mobilität gibt es unzählige Beispiele von Firmen, welche darauf aufbauen. Ein Teilen von Leistungen ermöglicht über verschiedene Mechanismen auch mehr Nutzer zu erreichen, weil die Kosten normalerweise geringer sind, als etwas zu besitzen oder alleine zu nutzen. Auch hier wird sowohl soziale als auch die Ressourcen Nachhaltigkeit beeinflusst. Im weiteren Sinn gehört auch der Austausch von Informationen in diese Kategorie. Er ermöglicht, an möglichst passenden Leistungen zu kommen und Abfall zu vermindern. Zu dieser Kategorie zähle ich auch alle Plattformen, welche verschiedene Interessengruppen verbinden und den Austausch von Informationen oder passenden Leistungen fördern.

Am Schluss geht es darum, eine klare Vision des eigenen Geschäfts zu haben, Verantwortung zu übernehmen und bestimmtes Verhalten zu fördern, zu belohnen oder zu verhindern. Dies ist oft mit finanziellen Anreizen oder der Preisgestaltung des Angebots verbunden.

Beispiele nachhaltige Geschäftsmodelle aus verschiedenen Industrien

Es gibt eine grosse Anzahl von Firmen, welche genau diese Verantwortung sowohl für den Planeten als auch die Gesellschaft übernehmen. Ein Beispiel ist die Kosmetikfirma Lush (Lush Philosophie), welche sich zu hochwertigen Inhaltsstoffen, gegen Tierversuche und für glückliche Mitarbeitende engagieren. Ausserdem hat die Firma verschiedene Massnahmen ergriffen, um soziale Ungleichheit und Diskriminierung der People of Color im Unternehmen zu reduzieren. Preiswerte Produkte und Profit des Unternehmens sind erst an den letzten Stellen ihrer Mission aufgeführt.

Ein für mich sehr vorbildliches Beispiel: Schuhfabrikant Timberland setzt sich umfassend für soziales und ökologisches Wohl ein (Timberland Responsibility). Neben dem Abbau von Ungleichheit im Unternehmen fand ich eine spannende Initiative, dass alle Vollzeitmitarbeitenden pro Jahr 40 bezahlte Stunden für soziale Arbeit geschenkt bekommen. Solche Ansätze bringen meiner Meinung nach einen Gewinn für alle Beteiligten, der weit über die geleistete Arbeit hinausgeht, indem die Verantwortung gelebt und wahrgenommen wird. Ihre Vision ist: Der Natur mehr zurückgeben, als wir von ihr nehmen.

Alle die oben erwähnten Beispiele nehmen Ihre Verantwortung besonders im Bereich Produkt und/oder Prozess der Herstellung und des Konsums war. Sie kümmern sich um die Gesellschaft und die Umwelt sowohl in der eigenen Firma und engagieren sich auch in Organisationen ausserhalb. Es gibt aber auch Firmen, welche konsequent das gesamte Geschäftsmodell auf die Nachhaltigkeit ausrichten. Wohl bekanntestes Beispiel aus neuerer Zeit ist der Dänische Energieproduzent Orsted. Die Firma ist daran, ihr gesamtes Geschäftsmodell von fossilen Energieträgern auf erneuerbare Energien umgebaut. Ihr bestehendes off-shore Wissen setzen Sie nun für den Bau von off-shore Windanlagen ein. Orsted wurde auch von Forbes als nachhaltigste Firma des Jahres 2020 gewählt. Die Liste hält auch noch viele andere spannende Beispiele bereit.

Wenn Sie die soziale Komponente im Geschäftsmodell noch stärker hervorheben möchten, dann wird Sie dieser Artikel interessieren. Mehr zum Thema ökologische Nachhaltigkeit und das Beispiel von Patagonia sind in diesem Artikel zu finden.

Fazit: Geschäftsmodelle der Zukunft gestalten

Ökonomie und Ökologie sind schon lange keine entweder-oder-Entscheidungen mehr, wie Bertrand Piccard’s Initiative beyond 1000 solutions zeigt. Ökologie kann Profit antreiben, im Zentrum von Geschäftsmodellen stehen oder sogar Unternehmenszweck sein. Und dies nicht nur von non-profit Organisationen, sondern von gewinnorientierten Unternehmen.

Triple Bottom Line bedeutet, dass neben wirtschaftlichem Erfolg auch Nachhaltigkeit und soziale Gerechtigkeit wichtiger Bestandteil wirtschaftlicher Tätigkeit sein müssen. Alle Aspekte sind wichtige Pfeiler der Firmenmarke und somit für alle Interessengruppen von Bedeutung. Viele Unternehmen fokussieren in Ihren Bestrebungen auf Produkt- und Prozessinnovationen, um nachhaltiger und sozial gerechter zu werden. Es gibt auch Firmen, welche das gesamte Geschäftsmodell darauf ausrichten. Das Potential ist da.

Wenn Sie Ihr Geschäft noch nachhaltiger gestalten möchten, dann starten Sie mit einer Analyse des aktuellen Geschäftsmodells und der aktuellen Prozesse und Produkte. Je nach Fokus eigenen sich verschiedene Bewertungsmethoden. Damit haben Sie einen Überblick über die akutelle Situation und die grössten Optimierungspotentiale. Dies ist wichtiger Startpunkt jeder Veränderung. evores unterstützt Sie bei der Gestaltung eines nachhaltigen Geschäftsmodells oder nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen. Als Umweltingenieur kann ich Sie in vielen Themen der Nachhaltigkeit und Effizienz kompetent begleiten. Co-kreieren wir eine nachhaltige Zukunft.

Welche Themen interessieren Sie oder wozu möchten Sie noch einen Blogbeitrag? Teilen Sie Ihre Erfahrungen und Wünsche in den Kommentaren. Ich werde gerne darauf eingehen.

Weitere Informationen zu den Geschäftsmodellen

Buch Invincible Company: Osterwalder, Alex, Pigneur, Y., Etiemble, F., & Smith, A. (2020). The Invincible Company. Strategyzer.com.

Buch Business Model Generation: Osterwalder, Alexander, & Pigneur, Y. (2010). Business Model Generation. Self Published. https://doi.org/10.1523/JNEUROSCI.0307-10.2010

Laufend neue Beiträge zum Thema sind auf der Seite der economiesuisse zu finden.


Über den Autor

Claudio Lehmann ist Gründer und Berater bei evores. Als Ingenieur und Unternehmensberater setzt er sich voll dafür ein, das vorhandene Potential in den Firmen sichtbar zu machen und zu nutzen. Langfristige Nachhaltigkeit beginnt bei motivierten Mitarbeitenden und geht über effiziente Zusammenarbeit bis zur innovativen Strategie von Unternehmen, welche in der Gesellschaft einen Wert bringen. People. Planet. Profit.

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