Nachhaltige Geschäftsmodelle berücksichtigen neben der Umwelt auch das Soziale (Definition soziale Nachhaltigkeit). Sozial nachhaltige Geschäftsmodelle bedeutet bei einem Unternehmen, alle Stakeholder wie Mitarbeitende, Lieferanten, Partner oder die Gesellschaft im Allgemeinen zu berücksichtigen. Es gibt Geschäftsmodelle, welche eine Zusammenarbeit fördern, Gewinne auf allen Seiten begünstigen und Leistungen für eine grössere Nutzergruppe zugänglich machen. Es ist nachhaltig, zu den Menschen Sorge zu tragen und langfristige Geschäftsbeziehungen anzustreben. In diesem Beitrag präsentiere ich Muster für sozial nachhaltige Geschäftsmodelle, welche zum Teil ganz einfach in Ihr bestehendes Geschäftsmodell integriert werden können.
„Unsere Pflicht ist es, das Leben aller Menschen zu verbessern. Nicht nur derjeningen, die so aussehen wie wir oder das Gleiche wollen wie wir. „
Kamala Harris, Der Wahrheit verpflichtet – Autobiografie
Inhaltsverzeichnis
Vorgehen zum Gestalten sozial nachhaltiger Geschäftsmodelle
Bei der Gestaltung sozial nachhaltiger Geschäftsmodelle, wird häufig der typischen Abfolge von Innovation gefolgt, welche in der Abbildung unten gezeigt ist. Der erste Fokus ist demnach ein sozial nachhaltiges Produkt oder Service. Die zweite Stufe der Verbesserung ist typischerweise der Prozess der Herstellung und des Konsums. Das höchste Ziel besteht zuletzt in einem auf soziale Nachhaltigkeit ausgerichteten Geschäftsmodell. Dies umfasst den gesamten Prozess, wie Wert erzeugt, dem Kunden übergeben und auch monetarisiert wird.
Man kann aber sowohl als neues als auch als etabliertes Unternehmen auch mit dem Geschäftsmodell starten und damit die Weichen für soziale Nachhaltigkeit stellen. Denn es gibt Geschäftsmodelle und Elemente von Geschäftsmodellen, welche grundsätzlich einen nachhaltigen Umgang mit den Stakeholdern und der gesamten Gesellschaft besser ermöglichen. Dabei kann man auf gewisse Elemente und Muster aus einer Datenbank zurückgreifen, welche per se soziale Nachhaltigkeit begünstigen.
Muster für sozial nachhaltige Geschäftsmodelle
Ich habe für meinen Vergleich die Liste von Geschäftsmodellen des Business Model Navigators (Gassmann et al., 2013) verwendet, weil die Namen relativ selbsterklärend sind. Die Liste umfasst 60 Geschäftsmodelle. Modelle, welche keinen erkennbaren Zusammenhang (positiv oder negativ) mit sozialer Nachhaltigkeit aufweisen, habe ich nicht aufgeführt.
Geschäftsmodell | Nachhaltigkeit | Beurteilung |
Crowdsourcing – Inputs auch von ausserhalb der Firma einholen | Ja | Mehr Ideen – bessere Lösungen |
Customer Loyalty | Ja | Die positive Form von Lock-in |
Fractional Ownership oder Sharing Economy | Ja | Durch Teilen wird ein Produkt häufig einem grösseren Kundensegment zugänglich |
Freemium – Zugang zu basic Funktionen gratis | Eher ja | Durch Gratis Funktionen wird Service mehr Menschen zugänglich |
Hidden Revenue –Nutzer zahlt nicht direkt für Leistung | Ja | Leistung wird für mehr Menschen zugänglich |
Lock-in | Je nachdem | Es gibt positiveren und negativeren Lock-in. Siehe Text unten. |
Open Business Model – Zusammenarbeit auch ausserhalb Firma | Ja | Mehr Ideen – bessere Lösungen |
Open Source | Ja | Leistung wird für mehr Menschen zugänglich |
Pay per Use | Ja | Nutzung in kleinem Umfang möglich |
Pay what you want – Preise welche Kaufkraft berücksichtigen | Ja | Leistung wird für mehr Menschen zugänglich |
Robin Hood – dynamische Preise nach Kaufkraft | Ja | Leistung wird für mehr Menschen zugänglich |
Rent instead of buy | Ja | Leistung wird für mehr Menschen zugänglich |
Revenue Sharing | Ja | Kann genutzt werden, um soziale Lösungen zu bringen |
Target the poor – Kunden mit geringer Kaufkraft | Ja | Leistung wird für mehr Menschen zugänglich |
Two-sided market | Eher ja | Vorsichtig, wie die Stakeholdergruppen behandelt werden. Gewinn auf allen Seiten anstreben |
Performance-based contracting | Ja | Kann genutzt werden, um soziale Lösungen zu belohnen. |
Die Beurteilung hängt natürlich sehr vom Produkt oder Service ab und muss im Einzelfall beurteilt werden. Auch der Prozess der Herstellung und des Konsums sind sehr wichtig und werden von vielen Firmen bewusst gestaltet. So finden wir sehr viele Firmen, welche für ihr soziales Engagement bekannt sind, jedoch mit eher konventionellen Geschäftsmodellen operieren. Sie haben andere Wege gefunden, ihre Überzeugungen in einer Marke zu manifestieren. Beispiele wie die Kosmetikfirmen Lush oder Ringana, Bekleidungsfirma Timberland oder Nahrungsmittelfirma Ben & Jerry’s werden im nächsten Beitrag etwas näher vorgestellt.
Wichtige Eigenschaften der Geschäftsmodelle
Generell sozial sind jedoch Geschäftsmodelle, welche eine Verbesserung in folgenden Bereichen ermöglichen:
Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Stakeholdern, um neue und möglicherweise bessere Lösungen hervorzubringen
Preisgestaltung, dass mehr Nutzer in den Genuss einer Leistung gelangen können. Dazu gehören Modelle, bei welchen Leistungen nicht direkt gegen vollumfängliche Bezahlung, sondern durch verschiedene Praktiken günstiger oder gratis abgeben werden können.
Leistungen teilen oder nur nach Nutzung berechnen
Noch eine Bemerkung zu Geschäftsmodellen, welche mit Lock-in Effekten arbeiten: Meiner Meinung nach gibt es eine elegante Art des Lock-in, welche auf einer guten Leistung des eigenen Angebots beruht (schnelle Lernkurve, Weiterentwicklung des Angebots, umfangreiche Zusatzleistungen/add-on, Netzwerkeffekte, hohe sunk cost etc.). Die weniger elegante Art ist durch Verträge, Strafgebühren beim Wechsel oder Elimination von anderen Alternativen. Diese Varianten sollten dann zumindest transparent kommuniziert sein.
Fazit: Sozial nachhaltige Geschäftsmodelle planen und umsetzen
Nachhaltigkeit ist das Richtige, es führt kein Weg daran vorbei. Kunden, Investoren, Mitarbeitende und die Gesellschaft verlangen danach. Wenn Sie Ihr Geschäft noch nachhaltiger gestalten möchten, dann starten Sie mit einer Analyse des aktuellen Geschäftsmodells und der aktuellen Prozesse und Produkte. Je nach Fokus eigenen sich verschiedene Bewertungsmethoden. Diese Analyse ist ein guter Startpunkt für die weitere Optimierung. Häufig gibt es viele Muster, welche relativ einfach in das bestehende Geschäftsmodell eingebaut werden können und einen grossen Nutzen haben. evores unterstützt Sie bei der Planung und Umsetzung eines sozialen Geschäftsmodells. Oft können bestimmte Elemente und Muster ohne grossen Aufwand in das bestehende Geschäftsmodell integriert werden. Wir co-kreieren Prozesse und ein Ökosystem, welches auf gegenseitige Zusammenarbeit und win-win ausgerichtet sind.
Die Mitarbeitenden sind die wichtigste Ressource vieler Firmen und es sind letztlich die Mitarbeitenden, welche den gesamten Wert für Ihre Kunden kreieren. Deshalb ist der grösste Fokus jeder Veränderung auf den Mitarbeitenden. Ein besonders wirkungsvoller Start für ein sozial nachhaltiges Geschäftsmodell ist aus diesem Grund, die soziale Nachhaltigkeit mit dem individuellen Unternehmenszweck oder dem Leitbild zu verbinden.
Wenn Sie der Umwelt mehr Aufmerksamkeit schenken möchten, dann wird sie dieser Artikel interessieren und wenn Sie gleichzeitig Profit, Planet und Personal optimieren möchten, gibt es die Zusammenfassung zur Tripple Bottom Line im Geschäft. Welche Themen interessieren Sie oder wozu möchten Sie noch einen Blogbeitrag? Teilen Sie Ihre Erfahrungen und Wünsche in den Kommentaren. Ich werde gerne darauf eingehen.
Weitere Informationen zu den beschriebenen Geschäftsmodellen:
Gassmann, O., Frankenberger, K., Csik, M., Gassmann, O., Frankenberger, K., & Csik, M. (2013). Geschäftsmodelle entwickeln- 55innovative Konzepte mit dem St. Galler Business Model Navigator. Geschäftsmodelle entwickeln. Amazon
Osterwalder, Alex, Pigneur, Y., Etiemble, F., & Smith, A. (2020). The Invincible Company. Strategyzer.com. Amazon
Osterwalder, Alexander, & Pigneur, Y. (2010). Business Model Generation. Self Published. https://doi.org/10.1523/JNEUROSCI.0307-10.2010 Amazon
Über den Autor
Claudio Lehmann ist Gründer und Berater bei evores. Als Ingenieur und Unternehmensberater setzt er sich voll dafür ein, das vorhandene Potential in den Firmen sichtbar zu machen und zu nutzen. Langfristige Nachhaltigkeit beginnt bei motivierten Mitarbeitenden und geht über effiziente Zusammenarbeit bis zur innovativen Strategie von Unternehmen, welche in der Gesellschaft einen Wert bringen. People. Planet. Profit.
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